Ü50 integrieren statt ausmustern

    Franz Grüter

    Wissen, Technologie und Innovationskraft sind heute wichtige Erfolgsfaktoren, damit sich Unternehmen in einer dynamischen Wirtschaft behaupten können. Noch nie zuvor waren die Fähigkeiten, Erfahrungen und der Wissensschatz der Mitarbeitenden von so grosser Bedeutung. Gerade erfahrene Mitarbeitende bringen den Unternehmen und auch ihren jüngeren Teamkollegen einen grossen Mehrwert. Doch ist die Quote der Langzeitarbeitslosen und Ausgesteuerten Ü50 überproportional hoch.

    Die Gründe dafür sind vielschichtig. Zum einen bräuchten diese Menschen eine gezieltere und intensivere Betreuung bei der Suche nach einer neuen Stelle. Zum anderen aber auch zusätzliche Angebote für Schulungen oder Umschulungen. Und nicht zuletzt braucht es in der Wirtschaft die Erkenntnis, dass gerade jene Menschen eine wertvolle Bereicherung darstellen. Die demographischen Veränderungen, wie das generelle Älterwerden aber auch die Herausforderung der geburtenschwachen Jahrgänge werden die Unternehmen sowieso dazu zwingen. Denn die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte im erwerbsfähigen Alter sinkt. Während in den 70er-Jahren das Verhältnis zwischen Aktiven und Rentnern bei 1:5 lag, befindet es sich seit den 2000er-Jahren bei 1:4 und schon in wenigen Jahren werden auf einen Rentner nur noch drei Aktive kommen. Die Wirtschaft braucht also bereits heute, und in Zukunft noch viel mehr, auch die Arbeitskräfte über fünfzig.

    Gleichzeitig ist die Situation für ältere Arbeitslose und Ausgesteuerte unbefriedigend. Ich bin oft mit älteren Menschen in Kontakt, die mit dieser Realität konfrontiert sind. Sie empfinden es als belastend, vom Staat abhängig zu sein, oder eben gar vorzeitig «ausgesteuert» zu werden. Sie wollen in erster Linie eine Stelle, eine Aufgabe und wollen ihr eigenes Geld verdienen. Starke staatliche Abhängigkeiten sind für diese Menschen, aber auch für uns als politisches und wirtschaftliches System nicht zukunftsfähig. Es liegt also an uns, diesen Menschen möglichst rasch zu helfen, statt sie nach der Arbeitslosenzeit in die Aussteuerung zu entlassen.

    Doch ist der neue Vorschlag des Bundesrats, eine Überbrückungsrente für über 60jährige zu schaffen, keine Lösung. So wird ein neues Sozialwerk installiert, noch bevor die Problematik der AHV gelöst ist. Das ist für mich eine verantwortungslose und unsoziale «Pflästerlipolitik», die letztendlich unsere Kinder werden ausbaden müssen.

    Die Sozialwerke übernehmen eine wichtige Aufgabe in unserer Gesellschaft. Es ist daher entscheidend, dass sie langfristig abgesichert sind. Entwickeln wir also lieber eine Vision für die Zukunft unserer älteren Mitmenschen und integrieren wir sie mit Mehrwehrt in unsere Arbeitsprozesse, statt neue staatliche Abhängigkeiten zu schaffen. Das ist unsere Verantwortung allen Generationen gegenüber.

    Franz Grüter

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